Einbindung der Primärtexte mit spezifischen Leitfragen

Inwieweit werden die Geschehnisse rund um die Wende und die DDR-Geschichte mit
spezifischen Merkmalen von Adoleszenzgeschichten verknüpft?


In dem Buch Elektrische Fische von Susan Kreller sind mehreren Merkmalen rund um die
Wende und die DDR-Geschichte mit spezifischen Merkmalen von Adoleszenzgeschichten
verknüpft. In dem Buch ist die Hauptfigur selbst im Jugendalter und es werden nach und nach immer mehr Merkmale der DDR mit in die Geschichte integriert, wie zum Beispiel das Mifa Fahrrad. Zu DDR-Zeiten war der Fahrradhersteller ein Volkseigener Betrieb. Mit diesem Fahrrad fuhr die Hauptfigur der Geschichte das erste Mal zum Meer hinaus. Sie beschreibt das Fahrrad als uraltes klappriges Fahrrad mit winzigen Reifen ohne Luft, hellgrünen und rostigen Rahmen und einen schiefen schwarzen Sattel. Auf einem Aufkleber steht das Wort Mifa. Außerdem wird in dem Buch von Freundschaft berichtet. Diese Freundschaft hilft der Hauptfigur einen Fluchtplan zu schmieden, damit sie wieder in ihre Heimat nach Irland kommt, denn sie fühlt sich im Osten nicht zu Hause und möchte so schnell wie möglich fliehen.

  • Isabell

Ein Jugendbuch ist ein speziell für Jugendliche geschriebenes Buch und besitzt normalerweise eine oder mehrere Hauptfiguren, die sich selbst im Jugendalter befinden. Dadurch wird es für die Jugendlichen einfacher, sich den Protagonisten emotional zuzuwenden oder können sich  teilweise auch mit ihnen identifizieren. Als einfacher zu lesen gilt auch, wenn die Geschichte mit vielen Dialogen aufgelockert ist. Diese Bücher sind meistens auch anschaulich und leicht verständlich verfasst. Vor allem bei Büchern, die den Fokus auf einen historischen Hintergrund legen, dient eine Mischung aus der Intention der Wissensvermittlung und Themen wie Freundschaft oder Liebe dazu, dass Jugendliche dadurch angeregt werden sich mit dem geschichtlichen Thema auseinanderzusetzen. Die Sprache der Jugendbücher ist häufig auch durch eine Umgangssprache gekennzeichnet, um es den jugendlichen Lesern zu ermöglichen, dass auch kritische Themen wie die DDR oder die Wende gut verständlich dargestellt werden. Hierfür ist es ebenfalls wichtig, dass die Erzählweise passend zum Thema ausgewählt wird. Auch die Figurenkonstellation im Buch sollte bei kritischen Themen wie der DDR beispielsweise Bezug zu Stereotypisierungen nehmen, um den Jugendlichen einen Zugang zum Inhalt zu verschaffen. In dem Buch Todesstreifen von Helen Endemann werden einige dieser Merkmale sehr deutlich. Der Roman besitzt zwei Protagonisten im Jugendalter, die in zwei verschiedenen Teilen Deutschlands leben. Ben, im Westteil Berlins und Marc im Ostteil Berlins, der damaligen DDR. Der Roman ist in einer Umgangssprache verfasst und beinhaltet einige Dialoge, in denen sich die jugendlichen Protagonisten immer wieder mit anderen Figuren über ihre Erfahrungen und Ansichten über die Unterschiede des Ost- und Westteils austauschen. Schwierige Themen oder Begriffe werden durch den Austausch der Jugendlichen untereinander erläutert und werden somit auch verständlich für den Leser gemacht, was die Intention einer Wissensvermittlung für den Leser verfolgt.

  • Anika


Welchen besonderen Stellenwert nimmt die Erinnerung an die DDR in Elektrische Fische
ein? (Stichworte: Fremdheit und Heimat)


In dem Buch zieht eine Familie von Irland nach Ostdeutschland. Die Mutter der Familie ist in
Mecklenburg-Vorpommern geboren, doch die drei Kinder, Dara, Aifoe und Emma fühlen sich hier nicht zuhause. Vor allem die Ich-Erzählerin Emma, möchte so schnell wie möglich
wieder zurück in ihre Heimat nach Irland und versucht dies mit allen Mitteln zu erreichen. Sie findet immer wieder Gegenstände, die so wie sie auch, hier nicht hergehören. Sie fühlt sich fremd in der Heimat ihrer Mutter.
Auch zu Zeiten der DDR gab es eine gewisse Spannung von Fremdheit und Heimat. Die
Menschen lebten in ihrer Heimat, jedoch fühlten sie sich fremd, denn sie waren wie
Gefangene in ihrem eigenen Land.

  • Isabell

Recherchieren Sie nach Rezensionen zu allen Beispielen und prüfen Sie, ob Sie hier Bezüge zum Seminarthema ausmachen können.


In einigen Rezensionen wird das Thema DDR kurz angeschnitten. Es werden Bezüge zu der
DDR-Vergangenheit gezeigt, indem die DDR und die Erfahrungen ihrer Menschen in die
Emanzipationsgeschichte von Emma hinein gewebt werden. Dieser weit entfernte Blick und der größere Kontext, scheint, als wenn eine Annäherung dieser Welt durchaus geeignet sei.

  • Isabell

Der Einfluss der Wende auf das Erwachsenwerden – Überlegungen zum Buch „Bye- Bye, Berlin“

Das Buch „Bye Bye Berlin“ setzt sich mit dem Erwachsenwerden, den Folgen der Wende und dem Leben in Ost und West nach der Wiedervereinigung. Die Geschichte spielt in Berlin 1995. Die Hauptprotagonistin Nadja kämpft mit vielen Problemen. Ihre Mutter hat sie und ihren Vater quasi verlassen, da sie in Hamburg, im „Westen“, ein Jobangebot bekommen hat, ihr Vater und sie wollen jedoch nicht Berlin, den „Osten“ verlassen. Mit der Trennung und der Wiedervereinigung scheint Nadjas Vater nicht zurechtzukommen. Auch in seinen Job als Fotograf kann er nicht mehr zurückkehren, da niemand mehr seine Fotos kaufen möchte. Dadurch flüchtet er sich in den Alkohol, worunter zum einen Nadja leidet und zum anderen das Geld für die Miete nicht mehr beglichen werden kann. Doch viel schlimmer ist, dass Nadja nicht mit ihrem Vater und ihrem Freund Timm in den Urlaub fahren kann, denn dafür ist leider auch kein Geld mehr da.

Nadja hat in dieser Geschichte viel zu durchleben. Dadurch, dass Nadjas Mutter nun nicht mehr da ist, fühlt sich Nadja verantwortlich für ihren Vater zu sorgen und sich um ihn zu kümmern. Allerdings ist sie besonders über den Ausfall der Reise, auf die sie sich sehr gefreut hat, mehr als enttäuscht. In gewisser Weise gibt sie ihrem Vater die Schuld dafür, andererseits entschuldigt sie das Verhalten ihres Vater jedes Mal. Als sie nun die Wohnung aufräumen möchte, wirft sie vor lauter Wut mehrere Kartons mit Fotografien ihres Vaters aus dem Fenster und verbrennt diese. Auch auf den Vorschlag einen neuen Job anzunehmen, reagiert ihr Vater kühl und äußert, dass er es besser finden würde, wenn Nadja zu ihrer Mutter nach Hamburg ziehen würde. Die Hilfe ihrer Freunde möchte sie nicht annehmen und reagiert sehr gereizt auf gut gemeinte Vorschläge. Als sie versucht es selber in die Hand zu nehmen, reagiert ihr Vater abweisend und schießt sich in seiner Dunkelkammer ein. Die Lage spitzt sich allerdings zu, als sie ihren Vater in einer Kneipe wütend anbrüllt, da er das Geld ihrer Mutter für die Miete und allgemeine Verpflegung für Alkohol ausgibt. Als die Mutter sie nach diesem Vorfall besucht, nimmt sie ihren Vater trotz der Situation in Schutz und legt sich mit ihrer Mutter an. Nadja versucht die Situation mit dem Jugendamt alleine zu klären, sie versucht Geld zu verdienen, indem sie Fotos macht und möchte die Wohnung wieder neu herrichten. Dennoch eskaliert letztendlich die Situation zwischen ihr und ihrem Vater, da dieser plötzlich verschwindet. Nachdem sie die Hilfe ihrer Freunde annimmt, stellt sie mit diesen eine tolle Sache auf die Beine, damit sie genug Geld verdienen, um die Miete doch noch bezahlen zu können.

Wie ihr merkt, ist die Grenze zwar Vergangenheit und Deutschland wieder eins, dennoch galt diese Denkweise nicht für alle Bürger*innen zu dieser Zeit. Viele vermissten die Teilung, so komisch sich das auch anhört. Für eine Vielzahl an Menschen war die DDR ihr geliebtes Zuhause und sie fühlten sich nich wohl damit, dass nun alles anders sein sollte.
Nadjas Vater war einer davon. Mit der Wiedervereinigung verlor er sein Zuhause und seine Frau. Dennoch schaden die Entscheidungen, die Nadjas Eltern treffen. Das Erwachsenwerden ist ein Prozess, welcher sich über einen längeren Zeitraum vollzieht. Bei Nadja verläuft dieser schnell, vielleicht schneller als ihr lieb ist. Sie leidet zunehmend unter den Situationen, welche sich ereignen. Dabei bleibt ihr oft keine Zeit ihre Ferien zu genießen und an nichts zu denken. Sie setzt sich mit Themen auseinander, mit denen sie in ihrem Alter noch nicht konfrontiert wurde oder werden sollte. Zudem scheinen sich ihre Probleme sehr auf ihre Psyche und Lebenswelt auszuwirken. Anhand der Ich-Perspektive können die Leser*innen genau mitverfolgen, was in Nadjas Kopf vor sich geht. Sie ist unglaublich unglücklich mit ihrem Leben Sie hält an ihrem Vater fest, den sie über alles liebt und dem sie alles verzeiht. Natürlich möchte sie sich um ihn kümmern und für ihn sorgen, so wie er es ihr Leben lang getan hat. Zunehmend schämt sie sich für das Leben was sie führt und bemerkt, dass ihr Vater keinen großen Beitrag dazu leistet, dass es besser wird. Auch wenn es das Land nicht mehr gibt, so lebt es in ihrem Vater trotzdem weiter. Nadja scheint viel mehr zu verstehen, als andere Jugendliche in ihrem Alter. Sie fühlt mich ihrem Vater mit, geht erwachsen mit den Situationen um, die sich ereignen, möchte Geld verdienen, versteht, dass es ohne die Miete nicht weitergehen kann und begreift, dass der Alkoholkonsum nicht mehr gesund für ihren Vater ist. Zudem ist ihr klar, dass es nun nicht mehr wichtig ist was man gern macht, sondern was getan werden muss.

Auch ihre Freunde haben viel Verständnis für sie. Sie verstehen die Lage in der sich Nadja befindet und wollen ihr um jeden Preis helfen. Dennoch ist Nadja sehr aufbrausend und gereizt. Dies liegt an der Überforderung. Sie wünscht sich nichts mehr als einen starken Rückhalt, der ihr ermöglicht sich keine Sorgen mehr machen zu müssen. Für sie war es keine Frage erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen, es war für sie klar. Allerdings wenden sich Nadjas Freunde nie von ihr ab. Im Gegenteil, sie lassen sich auch von ihrer Art nicht davon abbringen ihr zu helfen. Dennoch erscheint Nadja zu Stolz um Hilfe anzunehmen, obwohl sie sich eventuell auch einfach schämt und immer noch das Bild vor Augen hat, wo sie und ihre Eltern gemeinsam alles gemeistert haben.

Nadja scheint eine sehr starke Bindung zu ihrem Vater zu empfinden. Ihre Mutter ist für sie ebenfalls wichtig, dennoch hat sie ein Versprechen gebrochen, nämlich das Land nicht zu verlassen, sofern Nadja oder ihr Vater in Gefahr geraten. Für Nadja ist ihre Mutter einfach gegangen und hat sie allein gegangen, obwohl sie wusste, wie viel ihrem Vater an ihr liegt. Nadja steht jederzeit für ihren Vater ein und beschützt ihn. Zudem gibt sie sich für das Verhalten ihres Vaters die Schuld, da sie das Verbrennen der Fotos als eine Art Vertrauensbruch sieht. Als ihr Vater dann verschwindet, ähneln ihre Gedankengänge die einer Mutter. Auch die Handlungen die sie vollzieht scheinen sich immer darauf zu konzentrieren, dass ihr Vater stolz auf sie ist und bemerkt, dass er ihr wichtig ist und sie nie enttäuscht von ihm wäre.

Nadjas Entwicklung lässt sich im Buch durch die Perspektive sehr gut nachvollziehen. Hintergrundinformationen gibt es eher wenige, doch die Geschichte kommt auch gut ohne aus. Es geht dabei mehr um das Jetzt. Nadja scheint die Entwicklung nicht erst zu Beginn des Buches gemacht zu haben, doch rasant verändert sie sich, als sie sich dazu entschließt Hilfe anzunehmen. Sie bemerkt, dass Zusammenhalt sehr wichtig ist, um schwere Phasen zu überstehen. Trotzdem ist es ihr nicht möglich, sich unter solchen Bedingungen normal zu entwickeln. Ihre eigenen Entscheidungen sind nicht frei, sondern mit dem Gedanken an ihrem Vater im Hinterkopf. Allgemein dreht es sich sehr oft darum, was ihr Vater tut. Doch diese Ansicht und gewisse Abhängigkeit hat sich Nadja selbst angeeignet, vielleicht auch, weil sie Angst hat auch ihn zu verlieren. Dabei gibt sie sich für vieles die Schuld und hält sich für Dinge verantwortlich, obwohl ihr Vater der Mensch ist, der nicht vom Ideal loslassen kann. Für ihn war die DDR und die Familie alles und nun scheint dies zerstört worden zu sein. Jedoch schafft es Nadja sich von ihrer Verbissenheit alles allein schaffen zu wollen, abbringen zu lassen und zu erkennen, dass sie sich noch nicht auf diesen Pfad des erwachsen seins begeben muss.

Petra Kasch beschreibt eine Situation die unter diesen Umständen wohl noch nicht viele Leser*innen erlebt haben. Es ist deshalb schwierig sich mit der Protagonistin zu identifizieren, da ihre Handlungen oft egoistisch und übertrieben wirken. Aus diesem Grund sollte sich mehr in die Situation eingefunden werden, was für einen Jugendroman eventuell schwierig sein könnte. Die Folgen der Wende werden hierbei sehr gut dargestellt, indem sie sich auf das Leben der Protagonistin unmittelbar auswirken. Die Familie wurde zerrissen und ihr Vater kommt mit der Situation der Wiedervereinigung und dem damit verbunden Problemen nicht mehr klar und stürzt sich in den Alkohol. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten akzeptiert Nadja die Situation im Verlauf des Buches und gibt sich mit den Freunden zusammen Mühe, daraus das Beste zu machen. Als sie akzeptiert, dass sie auch ohne den Rückhalt ihrer Familie aus scheinbar unlösbaren Problemen rausfindet, hat sie sich mental bereits von ihren Eltern abgekapselt und einen eigenen Weg gefunden. Der Titel unterstreicht diese Vermutung, da sie sich von einem alten Leben verabschiedet und bereit für neue Wege ist. Sie ist an den Aufgaben gewachsen und hat auch ein neues Talent gefunden. Diese Verknüpfung schien auch eher unscheinbar aufzutreten, dennoch werden Probleme und Situationen geschildert, die eventuell nicht viele Leser*innen erlebt haben. Dennoch wird ein wichtiger Schritt dabei wieder deutlich, nämlich, dass Zusammenhalt und Vertrauender Schlüssel zum Glück sein können.

Mia

Für die Bearbeitung des Beitrags habe ich Literatur herangezogen:
https://www.grin.com/document/81784 letzter Zugriff am 08.07.2020
Kuschliges Mauerfall und Wende

Kasch, Petra: Bye-Bye, Berlin. Ravensburger Buchverlag 2009

Einfach über die Mauer hinwegschauen? – Überlegungen zum Buch „Mauerpost“

In dem Buch „Mauerpost“ wird von einer Brieffreundschaft erzählt, welche über die Mauer hinweg führt. Dabei erfahren wir als Leser*innen viel über die beiden Hauptprotagonistinnen und ihr Leben, aber auch mehr über die Geschichte der DDR und der bevorstehenden Wende. Somit wird die deutsche Geschichte mit persönlichen Ansichten und Meinungen und natürlich dem Erwachsenwerden verbunden.

Ich möchte mich in diesem Beitrag damit auseinandersetzen, inwieweit die Geschehnisse rund um die Wende und die allgemeine Situation davor sich mit dem Aspekt verknüpft, dass sich die Hauptprotagonistinnen nicht nur politisch sondern auch körperlich und seelisch in einer Umbruchsituation befinden.

Zunächst unterscheiden wir in dem Buch zwei spezifische Themengebiete. Zum einen das Erwachsenwerden und zum anderen die politischem Entwicklungen der DDR kurz vor 1989. Beginnen wir mit der Lebenswelt der Protagonistinnen.
Anhand des Briefwechsels tauschen sich die Mädchen über ihre innere sowie äußere Lebenswelt aus. 1 1/2 Jahre vor dem Mauerfall beginnt die Brieffreundschaft. In dieser Zeit bauen sie relativ schnell eine enge Vertrauensbasis auf, wodurch sie viel über das Leben der Anderen erfahren, wie bspw. die familiäre und schulische Situation, der erste Kontakt mir Jungs und Probleme mit Mobbing. Dennoch ist jedes Erlebnis mit den politischen Begebenheiten verknüpft. Natürlich müssen diese genauer erläutert und dargestellt werden, da weder Ines im Westen über die Umstände in der DDR Bescheid weiß, noch die Leser*innen. Somit hat jede Situation die Julia erlebt, immer einen faden Beigeschmack von politischer Ordnung und damit verbundenen Einschränkungen, die Ines so nicht kennt oder erlebt.

Ines erlebt jegliche Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, oder gemeinen Mädchen an ihrer Schule eher so, wie sie die meisten Leser*innen bestimmt auch schon erfahren haben. Eben einfach unberührt und frei. Erwachsenwerden ist in diesem Falle etwas ganz normales. Sie bekommt nur nebenbei etwas von der Mauer mit, dennoch spielt sie für Ines keine große Rolle. Somit schlägt Ines sich mit zwei gemeinen Mädchen an ihrer Schule rum, mit dem Problem nicht gern zur Schule zu gehen und der Angst verwiesen zu werden, den ständig wechselnden Beziehungen ihres Vaters und ihrer Mutter, die sich nur für ihre Noten zu interessieren scheint. Am Rande bemerkt sie besonders durch die Brieffreundschaft was sich in der DDR abspielt.
Demgegenüber steht das zentrale Familiengeheimnis, welches Ines und Julia gemeinsam erforschen. Angeleitet von Oma Ursel, welche Ines Oma ist und für Julia eine Art Oma-Figur darstellt, hinterfragen die Mädchen, wieso Ines Mutter keinen Kontakt mehr zu ihr hat, sich weigert je wieder in den Osten zu reisen und inwieweit das Zusammenbringen der Mädchen durch eine Brieffreundschaft zufällig war.

Wie ich bereits angesprochen habe, ist jede Situation die Julia erlebt, von politischen Ereignissen geprägt. Die Umstände in der DDR werden immer mysteriöser. Allgemein lebt sie sehr nach den Regeln des Staates. Sie ist ein FDJ-Mitglied, geht regelmäßig zum Schwimmtraining und benimmt sich immer so, wie es von ihr erwartet wird. Doch je mehr sie mit Ines in Kontakt steht und bemerkt, wie sich ihr Leben verändert, stellt sie die Geschehnisse und politischen Regeln der DDR immer mehr in Frage. Besonders zu ihrem Vater hat sie ein schlechtes Verhältnis, da dieser dem Staat treu bleibt und jegliche Abweichungen nicht duldet. Ihre Mutter scheint sich aus dieser Thematik rauszuhalten, lehnt sich aber im weiteren Verlauf der Geschichte immer mehr gegen ihren Mann auf. Auch die Beziehung zu ihrer besten Freundin wird durch die politische Ordnung auf eine harte Probe gestellt. Sie und ihre Eltern wollen die DDR verlassen, haben einen Antrag gestellt und müssen, so wie auch Julia, erfahren, was es bedeutet, der DDR den Rücken zuzukehren. Julia bemerkt, dass die Mauer doch eine große Rolle in ihrem Leben spielt und diese nicht weiter ignoriert werden kann. Je weiter sie sich mit dem Geheimnis rund um Ines Mutter beschäftigt, desto mehr lehnt sie sich gegen das Regime auf, trifft eigene Entscheidungen, trennt sich von alten Ansichten und von ihren Eltern. Es nicht absolut natürlich, dass man eines Tages dem Elternhaus entflieht, doch bei Julia passiert dies auf sehr abrupte und harte Weise, was sie sich bestimmt auch anders vorgestellt hat.

Durch die Brieffreundschaft kommt Ines immer mehr in Kontakt mit Julia und somit der DDR. Sie informiert sich mehr darüber, harkt bei ihrer Mutter nach, darf bei einem Radiosender eine Sendung führen, welche Julia heimlich in der DDR hört und beteiligt sich an Demonstrationen und kämpft gegen ein Regime, welches ihr früher nichts bedeutet hat.

Die historischen Umbrüche verknüpfen sich mit den Umbrüchen in den Leben der Protagonistinnen. Besonders betroffen ist davon Julia. Für sie steht eine völlige Neuorientierung bevor. Die von der DDR vorgegebene Linie, ist plötzlich durch einen Satz niedergeschlagen worden. Sie bemerkt, was das Regime aus ihr gemacht hat und beginnt sich selbst ein Bild von allem zu machen. Sie war nie eine linientreue Verehrerin der DDR, sie hat so gelebt, wie es ihr beigebracht wurde. Doch jetzt, wo sie bemerkt, was mit Gegner*innen der DDR passiert und wozu die Menschen in der Lage sind, stößt sie immer mehr an ihre Grenzen. Ein Land aufgeteilt in zwei, bedeuten gleichzeitig zwei komplett unterschiedliche Welten. Eine normale Entwicklung ist für Julia so nicht möglich.

Ines hat demgegenüber nicht mit dem Regime der DDR direkt zu kämpfen, sondern mit den Folgen der Geschehnisse, die ihre Mutter durchleben musste. Diese konnte zwar aus dem Land fliehen und muss somit nicht mehr in der DDR leben, doch die DDR wird immer weiter in ihr leben.

Die Darstellung des Inneren der Protagonistinnen und der damit verbundenen Darstellung der Erlebnisse der innen und äußeren Welt, werden durch die Erzählform unterstützt. Anhand des Briefdialogs können Erlebnisse von der Person reflektiert und wiedergegeben werden. Anders als im direkten Dialog können die Protagonistinnen ihre Situation erst verarbeiten, überdenken und einen Blick in die innere Gefühlswelt gewähren. Dadurch kann die Person besser verstanden werden und die Ansichten und Ereignisse können mit allen wichtigen Details wiedergegeben werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Autorinnen des Buches den politischen Hintergrund der Geschichte mit der Entwicklung der Protagonistinnen über einen recht langen Zeitraum sehr gut verknüpft und aufgenommen haben. Beiläufig erfahren die Mädchen und damit auch die Leser*innen mehr über die politische Situation und die Umstände in denen sich die Mädchen befinden. Ines absolut bekannte Entwicklung in der Pubertät weist Probleme auf, mit denen sich bestimmt viele derLeser*innen bereits beschäftigt haben. Demgegenüber steht Julia, welche ebenfalls eine typische Entwicklung durchmacht, aber deren Umstände noch unbekannt erscheinen. Somit berichtet sie über ihr Leben in der DDR und es stellt sich heraus, dass ihre Entwicklung durch die politischen Umstände und Umbruchsituationen geprägt und gehemmt wird. Somit wird die politische Situation bzw. die deutsche Geschichte besonders um den Mauerfall, in das Leben verankert und dargestellt, wie sich das für uns typische pubertäre Leben und die Phase des Erwachsenwerdens, für Julia in der DDR abspielte und verlief.

Mia

Für die Bearbeitung des Beitrags habe ich Literatur herangezogen:
https://www.grin.com/document/81784 letzter Zugriff am 08.07.2020
Kuschliges Mauerfall und Wende

Dugaro, Maike ; Ustorf, Anne-Ev: Mauerpost. München: cbm Kinder- un Jugendbuchverlag 2019



Mini-Lesung des Buches „Mauerpost“ von Maike Dugaro und Anne-Ev Ustorf

Ich habe euch eine kleine Mini-Lesung vorbereitet, in der ich euch zwei kleine Ausschnitte aus dem Buch präsentiere. Ich möchte euch dabei vor allem in das Thema „DDR“ einführen. Sofern ihr noch nicht neugierig genug auf das Buch seit, schaut gerne bei meiner Podcastrezension vorbei. Dort bekommt ihr nochmal mehr Einblicke rund um das Buch.

„Es bewegt sich etwas, aber noch weiß niemand, was es bedeutet.“

– Mauerpost

Damit ihr auf die Lesung zugreifen könnt, habe ich euch eine Seite verlinkt, auf der ihr euch die Lesung kostenlos downloaden und anhören könnt. Habt viel Spaß!

http://www.mediafire.com/file/n5q9s39yznt7b5i/Mini_Lesung_zum_Buch_Mauerpost.m4a/file

  • Mia

Rezensionen zu den Jugendbüchern

Natürlich wollen wir euch unsere persönlichen Meinungen und Erfahrungen zu unseren Büchern nicht vorenthalten. Somit haben wir unsere eigenen Rezensionen zu den vier Büchern verfasst. Um etwas mehr Abwechslung mitzubringen, haben wir diese Rezensionen individuell verfasst und euch verschiedene Medien mitgebracht. Schaut und hört gerne vorbei.